Holz hat sich als Baustoff im privaten Hausbau seit Jahrhunderten bewährt. Allerdings hat er auch Nachteile, die in Altbauten bei aller Schönheit und Romantik nicht zu überhören sind: Der im Haus erzeugte Schall dringt fast ungedämpft durch Wände, Decken und Böden. Nach Ansicht von Wüstenrot können jedoch Lärm und auch das Knarren des Bodens heute bei einer umfassenden Sanierung weitestgehend behoben werden.
Die bisherigen Bewohner mögen sich an den ächzenden Boden gewöhnt haben. Ebenso an laute Geräusche aus dem Wasserleitungsnetz. Weil alte Wohngebäude im Außenwand- und Fensterbereich oft über kaum nennenswerten Schallschutz gegen Verkehrslärm (Außenlärm) verfügen, fiel der „hausgemachte“ nicht sonderlich auf. Das kann sich schlagartig ändern, wenn das Gebäude in neue Hände kommt – nicht jeder findet das Knarren besonders anheimelnd und ein hellhöriges Wohngebäude wohnenswert.
Schwingende Decken Um Abhilfe schaffen zu können, muss man an die Wurzel des Übels heran. Zu Beginn ist es unbedingt erforderlich, die vorhandene Deckenkonstruktion zu untersuchen. Ein Fachmann wäre dabei der richtige Partner. Häufig besteht eine Decke aus Hobeldielen, Parkett oder Estrich, manchmal auch aus Gipsdielen oder Holzwolleleichtbauplatten. Als „Füllung“ diente Lehm, Sand oder Schlacke. Um einen Vergleich aus der Fachwelt heranzuziehen: Holzdecken von früher können dem entstehenden Schall nur eine Flächenmasse von 150 bis 250 kg/m2 entgegensetzen – rund das Doppelte wäre notwendig, um im Vergleich mit einer heute üblichen Betondecke bestehen zu können. Die Folge: In dem Raum, wo Lärm und damit Luftschall erzeugt wird, beginnt die Decke auf ihrer ganzen Fläche buchstäblich zu schwingen. Das muss für den Menschen nicht wahrnehmbar sein, aber das Ergebnis ist bekannt: Telefonate zum Beispiel sind noch im Nachbarraum nicht nur zu hören, sondern sogar zu verstehen.
Die „Schallschlucker“ Doch um den angestrebten Ruheschutz zu erreichen, wird es nicht immer genügen, allein den Schallschutz bei den Wohnungstrenndecken nachträglich zu verbessern. Oft übertragen die Wände den Schall so stark, dass ein zusätzlicher Materialeinsatz erforderlich wird. An Holzleisten befestigte Gipsdielen, Gipskarton- oder Holzfaserplatten – Experten sprechen von Vorsatzschalen – sind bewährte Werkstoffe dafür. Aber auch sie werden den Erwartungen erst dann gerecht, wenn sie mit Hilfe von Federschienen, ähnlich der Federung beim Auto, den Schall dämpfen oder am besten ganz „schlucken“. Um ganz sicher zu gehen, werden beispielsweise vor dem Befestigen der Vorsatzschalen schmale Dämmstreifen unter die Holzleisten an der Wand gelegt und die Hohlräume zwischen den Leisten mit Fasermatten ausgefüllt.
Das Interview Knarrende Fußböden und ein hellhöriges Althaus können auf früher übliche Bodenkonstruktionen mit Holzbalken zurückgehen. Moderne, fachmännisch eingebaute Schallschutztechniken verbessern die Lage. Nachfolgend ein Gespräch mit einem Experten über die Problembereiche von Böden und Wänden.
Hausbesitzer: Vor kurzem haben wir neue Fenster eingesetzt und die Wärmedämmung der Fassade verbessert. Eigentlich haben wir dadurch eine höhere Wohnqualität erwartet. Stattdessen gibt es jetzt jedoch innen viel mehr Lärm. Plötzlich nehmen wir im Haus erzeugte Geräusche viel stärker wahr als vorher. Das ist sehr unangenehm. Können Sie uns helfen?
Bauhandwerker: Die Ursache sind vermutlich die Holzbalkendecken und die Deckenaufbauten mit ihren starren Verbindungen zu den Wänden, die jedes Geräusch durchs Haus leiten. Von Trittschallschutz wusste man früher nicht sehr viel.
H.: Was muss konkret gemacht werden?
B.: Zuerst müssten wir Bodenbeläge und Deckenverkleidungen entfernen, damit die Balken sichtbar werden. Dabei können wir auch das Holz auf Schäden untersuchen. Erst dann kann entschieden werden, welcher neue Untergrund für den Bodenbelag gewählt wird. Sie können unter mehreren Estricharten und sehr wirksamen Schüttungen auswählen.
H.: Werden auch die Wände saniert?
B.: Mit Sicherheit, denn wenn der Schutz schlecht ist, wirkt das ganze Haus wie ein Schallkör-per. Wichtig ist zunächst, die starre Verbindung von Fußboden und unterer Bekleidung, der Holzbalkendecke, auch Deckenschalen genannt, zu beseitigen. Am einfachsten geht das an der Deckenunterseite, weil dort die geringsten Lasten vorhanden sind. An ihr „hängt“ nur das Eigen-gewicht der meist dünnen und leichten Bekleidung. Schon das verbessert den Schallschutz er-heblich. Oft wird aber der Schall so stark über die Flanken, also über die Wände, übertragen, dass wir auch dort eingreifen müssen. Zum Beispiel durch schalldämmende Vorsatzschalen (Gipskarton), die allerdings selbst ebenfalls „schallentkoppelt“ sein müssen, was durch Federschienen erreicht wird.
H.: Kann man zusätzlich etwas mit Teppichen bewirken?
B.: Allenfalls als i-Punkt einer konstruktiv guten Schalldämmung. Die klassischen Schutzvorkehrungen gegen Trittschall sind: Schwere Decken, schwimmender Estrich und zuletzt eine weiche Deckenauflage durch Teppiche.
Schalen und Federn Eine Wand oder eine Decke ist im akustischen Sinne einschalig, wenn sie unter Schalleinwirkung über ihre gesamte Dicke hinweg schwingt. Eine Wand wird als zweischalig bezeichnet, wenn die einzelnen Schalen durch einen Luftzwischenraum oder durch ein sehr weiches Material voneinander getrennt sind, so dass sie relativ frei gegeneinander schwingen können. Mit richtig konstruierten zweischaligen Bauteilen – also unter Vermeidung von Schallbrücken – kann man mit wesentlich geringeren Massen dieselbe Schalldämmung erreichen wie mit schweren einschaligen Bauteilen. Die Verbesserung der zweischaligen Bauweise beruht darauf, dass die zweite Schale nicht starr an die erste angekoppelt ist. Zwischen beiden befindet sich eine weiche Feder – nämlich die Federung des Luftpolsters.
Dezibel – das Maß für Lautstärke Bauteilen liegt ein einheitliches Schalldämm-Maß zugrunde. Es wird mit dem Kürzel R´w ausgedrückt und im Maß für die Lautstärke „Dezibel“ (db) angegeben. Die Geräusche eines mechani-schen Weckers beispielsweise betragen rund 30 Dezibel. Eine Kreissäge bringt es auf 100 Dezibel. Wenn eine Unterhaltung in einer Lautstärke von etwa 70 Dezibel geführt wird, muss die Wand ein Schalldämm-Maß von mindestens 53 Dezibel haben, damit das Gespräch hinter der Wand nur noch mit 22 Dezibel abstrahlt.
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